Pompeji, Grab des C. Vestorius Priscus
Es handelt sich um ein altarförmiges Grab mit einer Umfassungsmauer. Der Sockel des Grabes und seine Einfassungsmauern zeigen bedeutende Malereien, welche die Selbstdarstellung des Grabinhabers beleuchten, der durch die folgende Inschrift bekannt ist:
AE 1911, 72; 1913, 70 (EDR):
C(aio) Vestorio Prisco aedil(i)
vixit annis XXII
locus sepulturae datus et in
funere HS II(milia)
d(ecreto) d(ecurionum)
Mulvia Prisca mater p(ecunia) s(ua)
„Für den Ädilen Caius Vestorius Priscus, er lebte 22 Jahre. Der Ort des Grabes ist auf Beschluss der Ratsherren gegeben zusammen mit 2.000 Sesterzen für das Begräbnis. Die Mutter Mulvia Prisca (hat es) von ihrem Geld (bezahlt)."
Auf einem der Bilder sitzt er auf seinem Amtssessel, einer sella curulis, der wiederum auf einem hohen Podest steht. Links hinter ihm stehen 6 Personen, von denen einer den Rutenbündel trägt und daher als Lictor benannt werden kann. Ein zweiter vorauszusetzender Lictor ist möglicherweise erhaltungsbedingt nicht zu erkennen. Die anderen 4 Personen werden die scribae oder apparitores des Ädilen sein. Die Insignie der sella curulis steht dem jungen Ädilen jedoch eigentlich noch nicht zu. Daher ist es auch nicht sicher, ob der auf einem anderen Bild dargestellte Gladiatorenkampf ein tatsächliches Ereignis aus dem Leben des C. Vestorius Priscus wiedergibt, denn es bestand für ihn in dieser Funktion keine Verpflichtung, einen munus zu spenden und sich als editor muneris zu betätigen. Er könnte dies aber freiwillig getan haben.
Das Bild der Gladiatoren zeigt links einen siegreichen thraex mit Helm, etwas verblichenem Rechteckschild in seiner erhobenen Linken, Beinschienen, einem gemusterten eng anliegenden Beinkleid, dem subligaculum, und einen nur mehr schwach erkennbaren Dolch in seiner Rechten. Sein Gegner - ein murmillo - sitzt auf seinem großen, bereits auf dem Boden liegenden Schild und stützt sich mit der Linken ab. Er trägt keine Beinschienen. In seiner Rechten erahnt man noch das Kurzschwert, ähnlich steht es um die manica, den Armschutz.
Das dritte Bild zeigt einen mit reichem Silber gedeckten Tisch: ein Paar Kannen, ein Paar großer Schalen, 2 Paare Kanthoroi, ein Paar kleiner doppelhenkliger Schalen, 4 Schöpfkellen, ein Trinkhorn und ein Paar Löffel mit langem Griff und schließlich in der Mitte ein Krater. Vor dem Tisch stehen Kanne und eine große Kelle, welche die Handwaschung vor dem Mahl andeuten. Reichtum und Geschmack sollen hiermit demonstriert werden.
Literatur:
G. Spano, NSc 1910, 402 f.; G. Spano, La tomba dell'edile C. Vestorio Prisco in Pompei, Atti della Accademia nazionale dei Lincei. Memorie. Cl. di scienze morali, storiche e filologiche, Ser. VII, 3, 1943, 237-315; P. Mingazzini, Archäologische Funde und Ausgrabungen in Italien, Arch. Anz. 1950/51, 241 f.; J.M. Dentzer, La tombe de C. Vestorius dans la tradition de la peinture italique, MEFRA 74, 1962, 533-594; M. Borda, La pittura romana (Mailand 1958) 252 f.; V. Weber, Historia 18, 1969, 377 ff.; L. Richardson, The tribunals of the praetors of Rome, Mitt. DAI Rom 80, 1973, 221; H. Mielsch, Römische Stuckreliefs, 21. Erg.-Heft Mitt. DAI Rom (Heidelberg 1975) 55 f.; 139; J. Wahl, Gladiatorenhelm-Beschläge vom Limes, Germania 55, 1977, 119 Taf. 24; H. Eschebach, Die Stabianer Thermen in Pompeji, Denkmäler antiker Architektur, 13 (Berlin 1979) 94 f.; F. Coarelli, Pompeji. Lübbes archäologischer Führer (Bergisch Gladbach 1979) 279 f.; W.M.F. Jashemski, The Gardens of Pompeii (New Rochelle 1979) 141 ff. Abb. 235-236; V.A. Sirago, La personalità di C. Vestorio, Puteoli. Studi di storia antica 3, 1979, 3-16; P. Zanker, Die Villa als Vorbild des späten pompejanischen Wohngeschmacks, JdI 94, 1979, 519 Anm. 158; P. Castrén, Ordo populusque pompeianus. Polity and society in Roman Pompei, Acta Instituti Romani Finlandiae, VIII (Rom 19832) 62. 120. 274; H. Gabelmann, Antike Audienz- und Tribunalszenen (Darmstadt 1984) 198 f. Nr. 95 Taf. 34; Th. Schäfer, Imperii insignia Sella curulis und Fasces. Zur Repräsentation römischer Magistrate, 29. Erg.-Heft Mitt. DAI Rom (Mainz 1989) 389 C 14 Taf. 95,3; F. Dumasy, Peinture et inscription d'un munus gladiatorium (Le Liégaud à la Croisille-sur-Briance - Haut Vienne), in: C. Domergue - Chr. Landes - J.-P. Pailler (Hrsg.), Spectacula I, Gladiateurs et amphithéâtres, Actes du colloque tenu à Toulouse et à Lattes les 26, 27, 28 et 29 mai 1987 (Lattes 1990) 151-163 Abb. 1-14; M.Th. Andreae, Tiermegalographien in pompejanischen Gärten, Rivista di Studi Pompeiani 4, 1990, 90 f.; St. Mols - G. Moormann, Ex parvo crevit. Proposta per una lettura iconografica della tomba di Vestorius Priscus fuori Porta Vesuvio a Pompei, Rivista di Studi Pompeiani 6, 1993-94, 15-52; E.M. Moormann, Le tombeau de Caius Vestorius Priscus, in: N. Blanc, Au royaume des ombres. La peinture funéraire antique, Musée et sites archéologiques de Saint-Romain-en-Gal ∼ Vienne - 8 octobre 1998-15 janvier 1999 (Paris 1998) 96-100; H. Mielsch, Römische Wandmalerei (Darmstadt 2001) 169-172 Abb. 201-202; F. Coarelli u.a., Pompeji (München 2002) 172. 390.
weblinks: