Pompeji, Wandmalerei mit Darstellung des Orpheus unter den Tieren aus der Casa di Orfeo.

Peristyl o, Süd-Ostwand:

Die Wandmalerei 4. Stils an der Wand eines kleinen Peristylgartens zeigt den thrakischen Kitharasänger Orpheus nackt auf einem Felsen sitzend und nach rechts gewandt. Er ist nur mit einem roten Mäntelchen und der phrygischen Mütze bekleidet. In seiner Rechten hält er das Plektron, seine Linke greift von hinten in das 8- oder 9-saitige Instrument.Links hinter ihm schaut ein friedlich zuhörender Löwe hervor, rechts blickt ein Panther zu ihm auf. Zu seinen Füßen stehen ein Hirsch und ein Eber. Das Bild ist Teil einer Gartenmalerei.

Unter den antiken Darstellungen des Sängers Öffnet internen Link im aktuellen FensterOrpheus, der mit seinem Trauergesang um Eurydike die wilden Tiere zum friedlichen miteinander Zuhören bewegen konnte, gibt es einige, die man im Anschluß an Bemerkungen in der antiken Literatur als Wiedergabe des Orpheus-Mythos in der Arena oder im Theater verstehen darf. Dies sind vor allem einige Mosaikböden, deren weitere Bildthematik eindeutige Darstellungen aus der Arena, dem Zirkus oder dem Theater beinhaltet und die auf diese Weise den Orpheus-Mythos in einen historischen Kontext von Spieleaufführungen versetzen. Hierbei handelt es sich um die Mosaiken aus Öffnet internen Link im aktuellen FensterRottweil, gleich 2 oder 3 verschiedene auf Öffnet externen Link in neuem FensterKos oder eines aus Milet. Andere sind in ihrer Bildersprache nicht so eindeutig, sind unter Berücksichtigung des allgemeinen Kontextes des Orpheus-Mythos in der römischen Kultur aber sicherlich auch als Reflexe solcher Veranstaltungen zu sehen. Ikonographisch spiegelt sich dies in der Auswahl der den Kitharöden umgebenden Tiere, die enge Bezüge zu den Tierkatalogen von venatio-Darstellungen liefern (vgl. Mainz, Vienne, Öffnet internen Link im aktuellen FensterYvonand).

Literatur: F. Niccolini, Le case ed i monumenti di Pompei designati e descritti, II (Napoli 1854–1896) Taf. 74; E. Presuhn, Le piu belle Pareti di Pompei, Abt. III (Turin/Rom/Florenz 1877 ff.) Taf. 5; Öffnet externen Link in neuem FensterE. Presuhn, Pompeji. Die neuesten Ausgrabungen von 1874–1881, Abt. 3 (Leipzig 1882) Öffnet externen Link in neuem FensterTaf. 6; E. Presuhn, Die pompejanischen Wanddekorationen (Leipzig 1882) Taf. 23; P. Herrmann - F. Bruckmann, Denkmäler der Malerei des Malerei Altertums (München 1904) Taf. 240; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 132; W.H.F. Jashemski, The Gardens of Pompei (New York 1979) 72 f. Abb. 116; D. Michel, Pompejanische Gartenmalereien, in: Tainia. Festschrift R. Hampe (Mainz 1980) 396 f. Taf. 74; P. Zanker, Die Villa als Vorbild des späten pompejanischen Wohngeschmacks, Jahrb. DAI 94, 1979, 508 f. Abb. 42; LIMC VII 90 Nr. 91 Abb. s.v. Orpheus (M.-X. Garezou); Pompei. Pitture e Mosaici, V (Rom 1994) 264 ff. Abb. 32–39; R. Gogräfe, Die Wiedergeburt des Mainzer Orpheus (Mainz 2007) Abb. S. 12.